Mittwoch, 4. März 2009

Rekonstruktionsarbeiten

Das ewige Leiden des Studenten. Man hat kaum Geld, will aber gerne mitmischen. Also haben wir uns gesagt, kratzen wir unsere Sesterzen zusammen und machen einfach mal. Unterstützung gab's von der Uni keine, also war eigenes Handwerk gefragt und eisernes Sparen. Wir bestellten uns Rüstungsteile, Waffen und Ausrüstung, zumindest den Teil, den wir nicht selber herstellen konnten, unter anderem einen Schild... Sehr zu unserem Leidwesen (oder seinem) war dieser wahrlich nur zu Dekorationszwecken, und hielt dem ungestümen Angriff mit dem Hozschwert nicht stand. Als wir also über den Trümmern indischer Kinderarbeit standen, reifte der Plan, doch lieber selber Schilde zu bauen. Also flux die Tischlerkiste ausgepackt, den Baumarkt, die Zoohandlung und die Werkstatt aufgesucht, beim Schmied Schildbuckel in Auftrag gegeben und ab dafür. Ein Stoffhandel war sehr ergiebig und hilfreich, auch wenn sich die Wollbeschaffung für Tuniken etwas schwieriger, aber nicht unmöglich gestaltete, wobei eher der Farbton das Problem war. Kurzum - die Arbeiten begannen.
Schildbau Teil 1:

Links seht Ihr den Schildrohling, bereits fertig gebogen, und bespannt mit Segeltuch. Warum teures Segeltuch ? Erstens ist es wasserabweisend, und entwickelt zweitens, bestreicht man es von außen auch mit Leim (der gute Ponal Wasserfest), eine furchtbar harte Oberfläche, die man sogar glatt schleifen kann. Was da am Rand so absteht, ist Rohhaut. Man bekommt ganz annehmbare Rohhaut, indem man sich gedrehte Hundekauknochen Größe 51 cm im Zoogeschäft besorgt... Danach weicht man sie ein, schneidet sie in Streifen von etwa 3-5cm Breite und voilá ! Man kann sie formidabel um den Schildrand nageln. Im Bild ist bereits eine Seite fertig genagelt und harret der Dinge, die da kommen.
Wie aber biegt man einen solchen Schild ? Und woher die Maße ? Und überhaupt ? Keine Frage, es erwies sich als komplex. Der Dura Euopos Schild, der diesem hier als Grundlage dient, entstammt dem 3. Jhd. n. Chr., ist also eigentlich für die Darstellung zu spät. Macht aber nix, sagen wir uns, die Panzerungen sind ja im 1.Jhd. auch noch nicht so weit verbreitet gewesen, und geschnürt wahrscheinlich auch nicht. Aber mangels Geld für's Kettenhemd (oder lorica hamata), muss es eben so gehen. Nun hat der ursprüngliche Schild die Außenmaße 106x86 cm. Wohlgemerkt über die Außenseite gemesen. D.h. : Man nehme zwei Birkenfurnierplatten aus dem Baumarkt mit entsprechendem Maß. Man nehme ferner einen Eimer Ponal Wasserfest, einen dicken Pinsel und alte Klamotten, des weiteren drei, besser vier Spanngurte (womit man normalerweise Sachen auf dem Dachgepäckträger sichert). Und dann beginnt die Sauerei. Eine Platte wird flächig und dick eingeschmiert mit Leim, die andere darübergelegt. Dann werden die Platten mittels der Spanngurte gebogen. Wichtig ist eine gleichmäßige Verteilung der Gurte. Dann spannt man die Gurte so lange, bis einen Sehnenlänge von 75 cm entsteht. Verzieht sich der Schild dabei in der Vertikalen, hilft das diagonale Überspannen mit Panzerband auf der Innenseite. Danach läßt man das Monstrum zwei Tage durchtrocknen.

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